| 
 CD 
                                  Euro 15,- 
                                  incl. Versand
 
  Auch wenn 
                                  der Begriff "innovativ" in Bezug auf 
                                  Musik mittlerweile so inflationär verwendet 
                                  wird, dass er häufig wenig mehr als eine 
                                  leere Worthülse darstellt – im Zusammenhang 
                                  mit dem Debut-Album des jungen Trios "Böhm-Halle-Sell" 
                                  kommt man um dieses Attribut einfach nicht herum."try to org" ist eine 
                                  Platte, die richtig frischen Wind in die deutsche 
                                  Jazzlandschaft bläst. Dass sich Produzenten 
                                  von elektronischer Minimal-Music am Jazz versuchen, 
                                  kam in letzter Zeit häufiger vor und endete 
                                  oft genug mit eher durchwachsenen Ergebnissen. 
                                  Wer gut mit dem Computer umgehen kann, muss 
                                  eben noch lange nicht Ahnung von Musik haben. 
                                  Der umgekehrte Ansatz – von der akustischen 
                                  Jazzmusik kommend mit Clicks'n'Cuts zu experimentieren 
                                  – findet sich dagegen seltener. Rainer 
                                  Böhm, ehemaliger Pianist des Bundesjugendjazzorchesters 
                                  unter Peter Herbolzheimer, der norwegische Trompeter 
                                  Gunnar Halle und Rainer Sell (mit 31 Jahren 
                                  der älteste der Truppe!) an laptop und 
                                  treatments, haben diesen Weg gewählt und 
                                  überzeugen dabei auf ganzer Linie.
 Die acht Kompositionen 
                                  auf "try to org" sind ausgefeilt und 
                                  intelligent. Es blubbert, klickt und klackt 
                                  ganz im Stile eines Matthew Herbert, doch nicht 
                                  – und darin liegt die Qualität des 
                                  Albums – nichtssagend, irgendwo im musikalischen 
                                  Vakuum, sondern auf der Basis eines hörbaren 
                                  Verständnisses für die Strukturen 
                                  und Ausdrucksweisen des Jazz. Mit ihrer wegweisenden 
                                  Aufnahme beweisen "Böhm-Halle-Sell", 
                                  dass der junge deutsche Jazz nicht bei Mainstream-Ikonen 
                                  wie Till Brönner und Joy Denalane endet. 
                                  Ein Dank an dieses großartige Trio!
 johannes Kloth 
                                  (jazzdimensions) |  |